Reif für die Insel

04./05.10.2023 – Weiterfahrt nach Korsika

In den letzten Tagen haben wir uns festgelegt - unsere nächste Etappe wird Korsika. Da wollten wir 2020 mit einer geführten Motorradtour schon mal hin und dann hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt, wo wir schon mal fast in der Nähe sind und auch die Wettervorhersage positiv ist, wollen wir es in Angriff nehmen. Also „on y va“, Fähre gebucht, für 6 Nächte Quartier gesucht und los gehts. Am Morgen des 4. Oktobers sind wir schon kurz nach 7 Uhr bei Bettina und Volker in Richtung Marseille aufgebrochen. Die Fähre ging zwar erst um 18.30 Uhr und man sollte 1,5 Stunden eher da sein und die Fahrstrecke ist ja auch fast 600 Kilometer und man weiß ja nie, ob nicht etwas Unvorhergesehenes kommt. Also wie gehabt über die mautpflichtige Autobahn (Gesamtsumme ca. 40 €) und entspannt und ohne Kreisverkehr in Richtung Marseille. Ab und zu mal eine kurze Rast, die schöne Aussicht von der Autobahn auf Carcassonne gesucht und gefunden und genau um 14.00 Uhr am Fährterminal eingetroffen. Also zumindest dem, welches auf unserer E-Mail angegeben war. Am Tor sagte man uns, dass unsere Fähre an einem anderen Terminal abfahren würde. Also dorthin und mal sehen. Keine Ausschilderung, kein Büro für die Fährtickets, keiner wusste Bescheid, außer, dass wohl um 15 Uhr vielleicht jemand käme… Also noch mal zurück zum Ausgangspunkt durch die Rushhour des Hafens und noch mal gefragt - nein, hier fahren nur die Fähren nach Bastia und wir müssten an das andere Terminal.😡Also noch mal zurück an das Terminal und dort sprach uns dann eine Französin an, die mit Ihrem Mann auch nach Propriano wollte - wirklich nette und hilfsbereite Leute überall. Warum man aber Bastia ausschildert und dorthin nicht fährt sondern nach Propriano, war uns allen nicht klar. Viele andere warteten uns suchten ebenso. Irgendwann ging dann alles sehr schnell, der Check in begann, die Tickets wurden gleich vor Ort ausgedruckt. Die restliche Wartezeit haben wir mit Schiffe gucken verbracht…
Auf der Fähre haben wir dann unsere Kabine bezogen, denn die Überfahrt dauert doch schon 13 Stunden. Es ging sogar schon kurz nach 18 Uhr los, das Meer war ruhig, der Sonnenuntergang schön anzusehen und so haben wir eine gute Nacht verbracht. Pünktlich um 6.00 Uhr wurden wir liebevoll über den Bordfunk geweckt.. Kaffee, Croissant, noch mal vom Panoramadeck das Anlegemanöver ansehen und pünktlich halb 8 ging’s von Bord. Wir haben gesehen, dass etliche Leute ihre Hunde mit an Bord hatten und die diese 13 Stunden allein im Auto verbringen mussten. Das hätten wir unserem Müffchen nicht antun wollen. Nicht auszudenken, was so ein Hund bei ordentlich Seegang alleine im Auto auszustehen hätte - niemals!!
Da unser Quartier auf der anderen Inselseite liegt, gab es heute Morgen schon eine Inselrundfahrt. Was für Berge! Wir sind schon gespannt auf die Straßen hinauf in die Berge - einen neuen Reifen haben wir ja nun - und werden die erste Tour morgen in Angriff nehmen. Unser Quartier ist eine nette Ferienwohnung in einer ruhigen Anlage mit Pool - gut gewählt. Auspacken, Strandspaziergang, Einkaufen und Pool, das soll für heute reichen… Wetter ca. 27 Grad und Sonne satt!
Gute Nacht!

06.10.2023 – Tour zum Col de Bavella

Wenn man schon auf Korsika ist, muss man auch Motorrad fahren. Wir hatten uns eine Rundtour über den Col de Bavella ausgesucht, ein malerisches Gebiet, was insbesondere Wanderern ein Begriff sein dürfte. Die Straßen dort hinauf sind kurvenreich und schmal. Oben angekommen, findet man sich unter vielen Touristen wieder, die meistens von der weniger schmalen Seite mit dem Bus hinaufgebracht werden. Die Gasthäuser sind gut besucht und es gibt auf dem Weg hinauf auch einige Campingplätze. 
Das Wetter war auch heute sonnig, nur die ganz hohen Berge haben sich ein wenig in Wolken gehüllt. Diese Berge sind schroff und gewaltig, die höchsten bis zu 3000 m hoch. Man wird auch immer vor freilaufenden Tieren gewarnt - uns begegneten eine Ziegenherde, ein gemütlich am Straßenrand trottendes Wildschwein und viele Kühe. Man muss schon ein wenig genauer hinschauen, was so am Straßenrand steht…
Weiter ging’s über viele Kurven und Kehren und Kurven und Kehren hinauf und hinab. Der Straßenbelag ist sehr unterschiedlich - von perfekt asphaltiert bis zu absolut hinüber. Auf etlichen Straßen wird offensichtlich gerade intensiv gebaut (Abwasser, Strom, was auch immer…) und dementsprechend räudig ist der bis zur Neuasphaltierung verbleibende Belag. Dazu kommen in den beschaulichen Örtchen noch die üblichen Verkehrsberuhigungen - das trainiert den Gleichgewichtssinn, die Rückenmuskulatur, sorgt für Abwechslung und der Hinterreifen wird auch an den Flanken gleichmäßig abgefahren…
Die Orte in den Bergen sind hübsch anzusehen und oft sehr schön erhalten bzw. saniert.
Nach 183 km kurvenreichen Kilometern und unzähligen Ausblicken auf eine grandiose Landschaft sind wir wieder in unserm Quartier angekommen - 27 Grad, Sonne satt und ab an den Pool. Abends schnell zu Fuß die 50 m bis zum Strand und noch mal Meer gucken. Keine Welle, Windstille, ein lauer Sommerabend… Wir sind froh, dass wir diesen Abstecher nach Korsika gemacht haben, diese Insel ist schon was ganz Besonderes und hat nicht zu Unrecht den Beinamen „Belle Île“… 
Gute Nacht 😴😴😴

07.10.2023 – Bastia

Heute wollten wir uns mal die Hafenstadt Bastia ansehen. Als Hintour haben wir eine sehr kurvenreich Strecke direkt durch das Innere der Insel über die Berge gewählt. Die Route führte uns über Saint-Antoine, Ghisoni, Vivatio und Corte über schmale, sehr kurven- und kehrenreiche Strecken hoch in die Berge. Heute mal sehr gut asphaltiert und nur auf wenigen einhundert Metern eher mies, weil Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen waren. Der Ausblick ist an jeder Ecke anders und immer grandios, diese schroffen Felsen sind einfach unglaublich. Leider muss man immer schauen, wo man mal für einen Fotostopp anhalten kann, denn oft ist die Straße so schmal, dass man besser nicht ohne Not stehenbleiben sollte. Überhängende Felsen runden das Bild ab - einfach faszinierend! Man macht in kürzester Zeit viele Höhenmeter und wundert sich, wie weit man eben passierte Orte schon hinter sich gelassen hat. Am besten, wir fahren die Strecke in den nächsten Tagen noch mal - nur der schönen Aussicht wegen… Saint Florent ist ein mondäner Badeort und war früher ein Fischerdorf - wir sind auf unserem Weg nach Bastia nur hindurch gefahren. In diesem Bereich liegt auch die L‘ Agriates, eine karge Landschaft mit einem speziellen Mikroklima, Weinbergen, Olivenhainen und nahezu menschenleer.
In Bastia angekommen, haben wir uns den alten Hafen und einige Altstadtgassen angesehen, am Hafen nett zu Mittag gegessen und uns dann langsam um 15 Uhr auf den Heimweg gemacht. Wetter wie immer Sonne satt und heute maximal 27 Grad.
Bastia hat einen etwas morbiden Charme, viele Häuser sind renoviert und andere wieder so derart heruntergekommen, dass man sehr verwundert ist. Schön war auch die Wahl der außenliegenden Entwässerung, wie man an den nächsten beiden Fotos sehen kann…
Die Rücktour ging über die normale Landstraße - sehr ermüdend, da sie im Norden nicht viele Kurven hat. Aber es musste sein, sonst wären wir erst sehr spät zurück gewesen und bei einbrechender Dunkelheit macht das Moppedfahren in den Bergen keinen Spaß mehr… Nach 319 Kilometern sind wir wieder sicher in unserem Domizil gelandet und es war auch noch Zeit für ein halbes Stündchen am Pool 😉. Morgen ist ein neuer Tag und eine neue Strecke in die Berge wird wohl unser Ziel sein!

08.10.2013 – Porto Vecchio

Unser heutiges Ziel war Porto Vecchio, genauer gesagt der sonntäglich stattfindende Markt mit regionalen Produkten. Das Örtchen liegt zwar nur ca. 30 Kilometer von unserem Quartier entfernt, aber wir haben einen kleinen Umweg vom 90 Kilometern über die Berge zur Anfahrt gewählt - die Straßen sind einfach zu schön und der Blick in die Berge nach wie vor grandios. Gegen 9 Uhr ging’s los und halb 11 standen wir pünktlich an der Zitadelle, wo der Wochenmarkt stattfand. Unterwegs haben wir noch einen Stausee gefunden, der für die Trinkwasserversorgung von Porto Vecchio zuständig ist - ca. 50 ha groß und ein recht malerisches Fleckchen, das viele Reisende zu einem Fotostopp anhalten lässt.
Und woran merkt man, dass es langsam Herbst wird? An den Temperaturen von 27 Grad und 11 Stunden Sonne sicher nicht, aber an den Alpenveilchen, die am Wegesrand blühen…😉
In Porto Vecchio angekommen, haben wir nicht nur dem Markt, sondern auch das hübsche Örtchen am Meer inspiziert. Sehr idyllisch ein kleiner Hafenort, wie so viele Fleckchen auf Korsika. 
Nach insgesamt nur 116 Kilometern waren wir in unserem Domizil angekommen. Nachmittags dann an den Strand - das Wasser ist noch wärmer als im Pool - dann noch ein Stündchen an den Pool, ein bisschen faulenzen, denn schließlich haben wir ja Urlaub… Am Abend haben wir noch eine Tour für morgen geplant, denn es gibt ja noch einige Ecken zu entdecken.

09.10.2023 – Das südliche Hinterland

Heute wollten wir das Hinterland erkunden und haben uns eine kurvenreiche Strecke ins Gebirge ausgesucht. Gegen 9.00 Uhr ging es bei schönstem Sonnenschein auf die Piste. Viele kleine verschlafene Orte waren Teil unserer Route und lagen oft hoch in den Bergen. Die Straßen waren meist ziemlich eng, sehr kurvenreich und teilweise so schmal, dass 2 PKWs kaum aneinander vorbeikommen - einer muss ausweichen. Kurven gibt es hier ja ohnehin mehr als genug, aber heute war es oft genug die Kategorie „schwarze Piste„ - steil, eng, teilweise schlechter Belag und Randbegrenzungen werden ohnehin überbewertet. Liegt dann noch ein Belag aus feinem Sand, Piniennadeln und den Hinterlassenschaften der freilaufenden Rinder herum, freut sich der Biker umso mehr.
Tourenplan im Hinterland
Aber man wird wiederum mit grandiosen Ausblicken, tiefgrünen, dichten Wäldern und malerischen Gebirgslandschaften belohnt und dann freut man sich, dass man zeitig aufgestanden und sich auf den Weg gemacht hat!
Da wo schon neuer Asphalt aufgezogen ist, sind die Straßen zwar trotzdem sehr schmal, aber besser befahrbar. Aber auch hier werden alle Medien schön nacheinander in die Straße gelegt und erst am Schluss, wenn nichts mehr geht, ein neuer Belag aufgezogen. Das scheint eine EU-weit geltende Vorschrift zu sein, denn bei uns zu Hause ist es ja nicht anders…😉
Mittagsstopp war ein nettes Gasthaus irgendwo im nirgendwo und malerisch an einer Schlucht gelegen, dass uns nett bekocht hat.
Gut gestärkt sind wir dann weitergefahren. Es ist zwar relativ wenig Verkehr, aber es gibt allerlei Getier auf den Straßen. Rinder, Ziegen, Esel, Hunde und die halbwilden Schweine, die irgendwann denn guten korsischen Schinken liefern. Die Viecher marodieren auf der Straße rum, lassen sich durch nichts stören und schlafen sogar am Straßenrand. Selbst der Fotostopp hat sie nicht gestört…
Und hinter der nächsten Kehre wartet schon der nächste tolle Ausblick, man kann nur nicht immerzu anhalten und fotografieren, denn die Straßen sind für Fotostopps nicht ausgerüstet…
Und plötzlich sieht man von hoch oben das Meer….👍
Da hinten ist das Mittelmeer…
Es war wieder eine schöne Tour, ziemlich anspruchsvoll und mit 268 Kilometern, aber ca. 7 Stunden Fahrzeit sicher nicht die schnellste. Oft sind eben mehr als 30 km/h nicht drin und der erste Gang auch die erste Wahl. Fakt ist, eine geführte Tour kann man auf dieses engen Straßen nicht machen - viel zu gefährlich für eine Gruppe. Man ist dann doch froh, gut durchgerüttelt wieder in der Basisstation anzukommen…
Weil es ja nun für das täglich „Pooling“ ein wenig zu spät war, gab es das Einlaufbier direkt am Strand!
Geschafft für heute – zum Wohl!

10.10.2023 – ein letztes Ründchen…

Heute ist ja unser letzter Tag auf Korsika und weil ja noch alles wieder eingepackt und verladen werden muss, sollte es heute nur eine kleine Runde am Vormittag sein. Wir haben uns also auf den Weg gemacht und wollten eigentlich noch einmal auf dem Col de Bavella fahren. Leider war die Zufahrt gesperrt, weil in dieser Woche eine Auto - Rallye, die Tour de Corse Historique stattfand und just heute der Col de Bavella auf dem Programm stand. Wir mussten also umkehren und uns eine andere kleine Runde aussuchen, um am Mittag wieder in unserem Quartier zu sein. Bei dieser Tour fahren mehrere hundert Wagen offiziell gesittet über freie Straßen zu einem Ausgangspunkt und starten dann von dort auf gesperrten Routen zu diesen Rallyes. Tatsächlich werden sich aber die ersten Rennen schon unterwegs geliefert und es ist uns mehrmals passiert, dass uns ein Wagen kurvenschneidend auf unserer Spur entgegenkam. Also nichts wie weg da…
Der Tourenplan der Woche…
Also sind wir noch mal auf einer nicht zur Rallye gehörenden Bergstraße und ein paar hübschen Strandstraßen, die erstaunlich kurvenreich sind, noch mal 83 Kilometer rumgetrödelt und dann pünktlich gegen 12.00 Uhr zum Baden eingerückt. Erst an den Strand und ins Meer, dann an den Pool , nachmittags dann das Mopped verladen und die Koffer packen und langsam zur Weiterfahrt rüsten. Morgen um 14.00 Uhr geht die Fähre von Bastia nach Livorno. Heute gab es noch einmal Sonne satt bei 28 Grad - was will man mehr…
Nachtrag zur Rallye: Gegen 16.30 Uhr fuhr einer der Wagen in eine Zuschauergruppe - ein Toter, ein Schwerverletzter und ein Verletzter außer Lebensgefahr… Wir haben die Straßen in den letzten Tagen selbst befahren und die Verhältnisse gesehen - verwunderlich ist so ein tragischer Unfall allerdings nicht!

Gedanken zu Korsika

Auch Korsika ruft bei uns ambivalente Gefühle hervor. Einerseits eine wunderbare Insel mit grandioser Landschaft und freundlichen Bewohnern und einer voll auf den Tourismus ausgerichteten Infrastruktur, andererseits mit einem an Fanatismus grenzenden Nationalstolz. Es gibt eine fanatische und radikale Bewegung FLNC, die die Unabhängigkeit Korsikas von Frankreich fordert, den Tourismus verabscheut und auch vor Anschlägen auf touristische Gebäude und vermeintliche Spekulationsobjekte nicht zurückschreckt. Zuletzt passiert vor 2 Tagen in Ajaccio, wo man ein Haus in die Luft gesprengt hat… Das es die Sommerresidenz eines korsischen Schriftstellers war, der selbst viel für die Insel getan hat, ist bittere Ironie… Insgesamt wurden in der Nacht vom 8. zum 9. Oktober 24 Gebäude durch Anschläge beschädigt. Wovon die Korsen allerdings leben wollen, wenn sie die Touristen vergrault haben, erschließt sich uns nicht, denn es gibt keine Industrie, keine Bodenschätze und die Fische aus dem Mittelmeer werden wohl nicht reichen. Jedes zweisprachige Ortseingangsschild in französisch und korsisch ist beschmiert, die französischen Namen werden übermalt. Verkehrszeichen werden mit scharfer Munition beschossen und man ist so stolz darauf, dass das Thema auf T-Shirts verewigt wird, die die verhassten Touristen aber kaufen sollen. Im Straßenverkehr wird oft gerast, Mietwagen und Ausländer riskant überholt und von den schrottreifen Karren wollen wir gar nicht sprechen. Jeder Supermarkt, Wochenmarkt und 100 Läden bieten Wein, Olivenöl, Schinken und die guten Wildschweinwürste für Touristen an und wer soll das kaufen, wenn am besten keiner mehr kommt? Wir können uns nur unseren eigenen Reim darauf machen, dass auch die Inselbewohner sehr zwiespältig darüber denken. Vielleicht ist auch einfach der Winter zu lang, in dem man nur unter sich ist…😉