Weiter gehts durch Portugal

11.09.2023 – von Santiago nach Porto

Heute Morgen sind wir kurz nach 9.00 Uhr in Santiago de Compostela gestartet. Angenehme 17 Grad, jedoch ein dicker Nebel, der sich ungefähr 25 km unserer Wegstrecke hielt. Ist schon unangenehm, wenn er sich so auf dem Visier niederschlägt und wenn dann noch ein Reh die Straßenseite wechselt - braucht man nicht unbedingt….
Aber nach einer halben Stunde Fahrt war der Spuk vorbei und die Sonne draußen. Unser Weg sollte uns über eine kurvenreiche Strecke dann direkt nach Porto führen. Die ersten 100 km waren echt toll, einsame, aber perfekt ausgebaute Landstraßen. Dann gab es einen Abschnitt von ca. 50 km auf spanischer Seite, der eine Fernverkehrsstraße entlang in Richtung Portugal führte - da gibt es sicher schönere Strecken. Oft reiht sich hier ein Industriegebiet an das andere und überall riecht es anders komisch… Wenn man bedenkt, dass auch weite Teile dieser Straßen zum Pilgerweg aus Richtung Portugal gehören - na danke…
Punkt 12.00 Uhr haben wir den Grenzfluss zu Portugal gequert, die Uhren eine Stunde zurückgestellt und bei Burger King eine kurze Pause eingelegt. An die Straßen in Portugal mussten wir uns erst wieder gewöhnen. Sie sind nicht so perfekt ausgebaut wie in Spanien und als uns das Navi als kurvenreiche Strecke jede einspurige Dorfstraße mit Kehren vorschlug, haben wir noch mal umgeroutet. Man will ja auch mal ankommen…
Der Norden von Portugal ist ja sehr grün und die Landschaft sehr schön. Keine hohen Berge mehr, aber liebliche Täler mit auch gern mal einer Kirche auf dem Berg. Wetter hat ganz gut gehalten, ein kleiner Schauer durfte allerdings nicht fehlen. Die letzen 35 km bis nach Porto waren echt nervig. Wir sind in die absolute Rushour hineingeraten und der Stadtverkehr ist eine Katastrophe. Einbahnstraßen, ein Navi, welches unbedingt über eine gesperrte Brücke will und ein unglaubliches Verkehrschaos. Thomas fährt ja sehr routiniert und nimmt es mit Gelassenheit, aber schön ist was anderes. Nach einer Ehrenrunde über die Autobahnbrücke hatten wir unser Ziel dann gegen halb 5 nach 326 km erreicht - ein Ibis-Hotel in der Nähe von Jachthafen und vermeintlich nah an der Innenstadt…
Einchecken, Auspacken, Dusche und ab zum Wasser Schiffe gucken. Ein kleines Einlaufbier, kleiner Snack dazu und ein ausgiebiger Spaziergang bei moderaten 25 Grad.
Heute Abend wollten wir dann noch eine Kleinigkeit im Supermarkt kaufen. Das Ziel vielleicht 300 m entfernt, entpuppte sich dann als Fußmarsch von 3km, denn die Straßen in diesen sehr bergigen Ort sind für Motorfahrzeuge und nicht für Fußgänger gemacht. Fußwege die im Nichts enden, keine Brücke über die Stadtautobahn und eine immer dichter werdenden Bebauung, die aus unserer Sicht die Fußgänger völlig außer acht lässt. Das haben wir als äußerst unangenehm empfunden. Morgen bleiben wir einen weiteren Tag in Porto und wollen uns mal die Stadt genauer ansehen, in bewährter Weise mit einem Hop-on-Hop-off-Bus. Spannend wird wiederum, erst einmal in die Innenstadt zu kommen, obwohl sie ja quasi vor der Haustür liegt…
Guten Nacht!

12.09.2023 – ein ganzer Tag Sightseeing in Porto

Heute Morgen empfing uns Porto mit Nebel. So haben wir erst einmal ausgiebig gefrühstückt und unser Ränzlein geschnürt. Und schon wurde
 der Nebel lichter und wir haben uns auf den Weg gemacht. Zunächst einen Trampelpfad gesucht, um die Buslinie zu erreichen, die uns zum zentralen Platz bringt, wo alle Stadtrundfahrten vorbeikommen. Busmarken kann man für 2,50€ beim Fahrer kaufen. An der Casa de Musicá ging’s los mit einer der vielen Rundfahrten. Egal ob gelb, rot oder blau - alle fahren ähnliche Routen und kosten auch exakt den gleichen Preis von 22€/Tag/Person. Stöpsel ins Ohr, Stadtplan und los. So kann man auch große Strecken zurücklegen und sich in Ruhe die Stadt ansehen. In der Innenstadt und später am Meer sind wir ausgestiegen und haben uns umgeschaut. Die Stadt hat uns wie sagt man heute so schön - ambivalent beeindruckt. Einerseits tolle Brücken über Fluss, malerische Viertel an steilen Hängen, tolle Details an Fassaden und viele historische Gemäuer. Andererseits enge Gassen, die durch den extremen Verkehr völlig überlastet sind, viel Leerstand und verfallene Gebäude. Teilweise sind absolut baufällige Gebäude bewohnt und stehen zum Beispiel neben touristisch stark vermarkteten Gebäuden. Eine wunderschöne und kilometerlange Promenade am Meer, aber auch verlassene Gebäude dazwischen, um die sich niemand kümmert. Wir haben uns viel angesehen und Land und Leute auf uns wirken lassen. Porto ist eine einzige Großbaustelle, denn die Metro wird mitten in der Altstadt erweitert. Bewundernswert ist, dass die Leute sich von dem Chaos scheinbar nicht aus der Ruhe bringen lassen. Kein Gehupe und Geschimpfe, wenn die Stadtrundfahrt in die engste Gasse einbiegt und gemütlich vor sich hin schaukelt. Höchstens wenn ein ganz Schlauer die Tiefgaragenausfahrt zuparkt…😉

Morgen geht es weiter ins Hinterland, 2 Tage Trubel haben gereicht. Jetzt muss ein Kontrastprogramm her, fahren wir also in Richtung Extremadura…

13.09.2023 – von Porto nach Alcantara

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es kurz nach 9 Uhr in das morgendliche Getümmel von Porto. Das Navi konnte überzeugt werden, nicht noch eine Stadtrundfahrt über alle Brücken zu veranstalten, sondern einfach mal stur in Richtung Süden zu fahren. Schon das allein war spannend genug. Nach ca. 30 km durch diverse Vororte in südlicher Richtung und einem Tankstopp haben wir dann auf kurvenreiche Strecke umgeroutet. Das Navi führte uns daraufhin schnurstracks in die Berge in Richtung Südosten. Zunächst auf einer Fernverkehrsstraße ging es dann kurze Zeit später steil hinauf. Zunächst durch die Serra da Gralheira, dann wieder bergab über Viseu und kurze Zeit später hoch hinauf in die Serra de Estrela. Der höchste Punkt der undenklich kurvigen Strecke lag bei fast 2000 Meter Höhe. Die Serra da Gralheira ist ein Wandergebiet, um diese Jahreszeit aber auch ziemlich einsam. In der Serra de Estrela sind die Straßen besser, aber auch deutlich höher. An den jetzt schon aufgestellten Stangen kann man sehen, dass es im Winter scheinbar auch ordentlich Schnee gibt. Dort oben gibt es kaum noch Vegetation, aber einige Stauseen, die allerdings auch nur noch mäßig gefüllt sind. Die Abfahrt ins Tal ging über unzählige Kehren und Kurven mit 10% Gefälle hinunter. Unten im Tal dann Weinberge, viele Kellereien, Olivenhaine. Je weiter wir in Richtung Spanien kamen, umso trockener wurde die Gegend. Nur noch Oliven, ein paar Tiere auf kargen Weiden. Unser Ziel war dann Alcantara auf spanischer Seite, wenige Kilometer hinter der Grenze. Das über Booking.com gebuchte Hotel war schnell gefunden, nur leider standen wir vor verschlossenen Türen. Die angegebene Telefonnummer war zwar erreichbar, verstand aber nur spanisch. Also in den nächsten Laden hinein und gefragt. Auch hier leider kein Wort englisch und meine mageren Spanischkenntnisse sind zwar für die Nahrungsbeschaffung ausreichend, jedoch nicht für komplexe Nachfragen. Und wenn man fragt, dann muss man ja auch die Antwort verarbeiten können…😉 Der Verkäufer war nett und hat die Hotelbesitzerin angerufen, die allerdings und das auch auf spanisch mitteilte, dass sie keine Buchung erhalten hätte. Nun war guter Rat teuer…Gegenüber war noch ein Hotel, also dort hinein. Auch kein Wort englisch, aber nun ja. Draußen mit Thomas besprochen und plötzlich sprach uns eine Spanierin auf deutsch an. Es gibt schon Zufälle! Sie hat die Besitzer auch noch mal angerufen und kam auch zu keinem anderen Ergebnis. Da hatte wohl booking einen Hänger… Also das andere Hotel genommen, Zimmer bezogen, sogar 2 Einzelbetten und Klimaanlage. Fazit: Irgendwas geht immer und es gibt fast immer eine Lösung! Wäre ja auch verrückt gewesen, nach 367 km in der absoluten Einöde der Extremadura keine Bleibe zu haben…

Morgen wollen wir weiter in Richtung Algarve. Wir werden uns zukünftig große Städte vermeiden und lieber ins Hinterland fahren. Nach Lissabon und Barcelona können wir auch mal fliegen, aber in Städtchen wie Alcantara kommen wir im Leben vermutlich nicht mehr hin….

14.09.2023 – aus dem Hinterland an die Algarve

Gestern Abend hatten wir noch eine Unterkunft an der Algarve gebucht, eine nette Ferienwohnung in Albufeira. Weitab von Bettenburgen, aber nicht so weit weg, denn wir müssen unsere Besorgungen ja zu Fuß oder mit dem Mopped machen. Wir wollen 5 Nächte hier bleiben und mal ein paar kürzere Touren an der Algarve machen. 
Heute Morgen ging es pünktlich um 9.00 Uhr los, die Bar in unserem Hotel hatte auch noch einen ordentlichen Kaffee für uns. Nach der gestrigen Aufregung haben wir doch gut geschlafen, absolut ruhige Gegend und das Zimmer war echt super. Und das Ganze für 56 €/Nacht war unschlagbar! 
Also bei moderaten 20 Grad los und die Brücke Puente Romana noch mal ordentlich fotografiert, dann in Richtung Süden, durch die gesamte Extremadura, die Sierra San Pedro und dann von Spanien wieder nach Portugal hinüber. In San Vincente de Alcantara haben wir riesige Lager von Korkeichen gesehen und uns daraufhin die Bäume mal näher angeschaut und tatsächlich - Korkeichen wohin man schaut. Das Gebiet ist eines der größten Anbaugebiete weltweit. Dazwischen riesige Flächen Dehesa, also Flächen für Viehweiden, die auch teilweise mit Bäumen lose bestanden sind. Alles zusammen eine so karge Landschaft, absolut trocken, die Flüsse fast alle versiegt. Man kommt sich wie im Wilden Westen vor…
In der Nähe von Monsaraz bilden mehrere Flüsse einen riesigen See, der aber auch derzeit sehr wenig Wasser hat. Er bildet auch teilweise die Grenze zwischen Spanien und Portugal und wird von mehreren Straßen überquert. Und woran merkt man, dass man wieder in Portugal ist? Die Straßen werden deutlich mieser…😉. Wir sind ca. 100 km auf einer derartigen Rüttelpiste gefahren - BMW-Federung sei Dank, dass die Bandscheiben noch an den dafür vorgesehenen Positionen verweilen… und dann bei inzwischen gar nicht mehr so moderaten 33,5 Grad fragt man sich beiläufig, ob das alles eine so gute Idee war. Nein Quatsch, es ist immer noch toll, diese Landschaft einmal zu sehen. Oft sind wir über viele Kilometer ganz allein gefahren, ab und zu mal ein LKW, ein Farmer oder ein Pickup einer Solaranlagenfirma - eine so einsame Gegend kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen. Die Orte sind sehr hübsch mit ihren weißen und meistens blau oder gelb verzierten Häuschen, sauber und gut hergerichtet. Kurz vor der Algarve dann etwas mehr Verkehr, direkt in den Urlauberorten Rushhour und nach kurzer Suche und insgesamt 465 km haben wir unser Quartier gefunden. Pünktlich um 16.00 Uhr sind wir eingezogen, auspacken, Dusche, Einkäufe zu Fuß erledigen, Abendbrot, Poolinspektion und Strandspaziergang - fertig für heute…
Mal sehen was der Tag morgen so bringt, die Liege am Pool lockt…😉