Ankunft in Saigon
Nachdem wir uns von unserem lieb gewonnenen Reiseleiter Chan am Flughafen Da Nang verabschiedet hatten, ging es in gut 60 min Flugzeit weiter nach Saigon. Dort empfing uns ein neuer Reiseleiter, der den hohen Maßstab seines Kollegen leider nicht erreichte. Alle anderen Reiseleiter waren uns seit Buchung der Reise bekannt, für Saigon war offensichtlich keiner zu finden. Möglicherweise haben sie den Busfahrer rekrutiert - wir waren jedenfalls ziemlich irritiert. Er spricht sehr schlecht deutsch, ist kaum zu verstehen und macht auf uns den Eindruck, dass das Metier der Reiseleiters nicht zu seinen Kernkompetenzen gehört… wir werden sehen 🤔
Zunächst ging es per Bus durch Chinatown, einer der größten chinesisches Siedlungen außerhalb Chinas und hier zu einer Besichtigung des riesigen Wochenmarktes. Hier gibt es faktisch alles - von Gewürzen, frischem Fisch und Fleisch, Bekleidung, allen nur erdenklichen Lebensmitteln bis hin zu Nippes aller Art! Es ist für uns sicherlich ungewöhnlich, aber alles sieht ganz gut aus und es riecht auch nicht seltsam…




Dann ein kurzes Mittagessen und planmäßig eigentlich eine Besichtigung einer Kaffeerösterei mit Verkostung, was sich aber als Kaffeetrinken mit Kaufhausbesichtigung herausstellen sollte. Hier sollte der Veranstalter auch noch einmal nachschärfen.
Als nächster Besichtigungspunkt stand die Thien-Hau-Pagode auf dem Programm. Sie ist der chinesischen Göttin Mazu geweiht, die von Chinesen sehr verehrt wird. Die Räucherstäbchendichte ist auch hier enorm und auf dem Dach der Pagode sind mehr als 500 Figuren, offensichtlich aus Holz geschnitzt, zu sehen.




Weiter ging es zum Stadtrundgang mit Außenbesichtigung des ehemaligen Präsidentenpalastes, der derzeit in Sanierung befindlichen Kathedrale Notre Dame, dem alten Postamt, der Oper und des Rathaus. Oft stammen die Gebäude aus der Zeit als französische Kolonie und wurden nach den Zerstörungen im Vietnamkrieg wieder aufgebaut.




Zu Fuß kamen wir in unserem Hotel an, die Koffer waren auch gleich da und wir haben unser recht geräumiges Zimmer im 6.Stock mit relativ ruhiger Lage bezogen. Durch die hier vorhandenen Schallschutzfenster kommt deutlich weniger Lärm hinein, wenn man das Fenster öffnet hat man das Gefühl, auf der Kreuzung zu sitzen. Hier klappte es sogar auf Anhieb mit der 2. Bettdecke, ohne dass wir fragen mussten… In Asien ist ja nur eine Decke für 2 üblich, was gelegentlich zu nächtlichem Zerwürfnis führt🙄




Nach kurzem Ausspannen und einem Nachmittag ohne Programm sind wir noch einmal zum Saigon-Fluss aufgebrochen. Das Wetter ist mit ca. 27 Grad recht sommerlich, kein Regen. Die Stadt hat doch eine beachtliche Anzahl von Wolkenkratzern und ist schon ziemlich westlich geprägt. Der Stadtverkehr ist unglaublich, schneller als in Hanoi und Verkehrsregeln gelten hier ebenso wenig. Jeder fährt wie er will, tausende Mopeds fahren in einem nicht abreißendem Strom und das Überqueren einer 6-spurigen Straße ist mehr als abenteuerlich - leichten Blickkontakt zum Fahrer suchen, einfach langsam loslaufen, niemals stehenbleiben und beten… Fußgängerüberwege gibt es nicht und wenn es mal einen gibt, interessiert es ohnehin niemanden! Man staunt, dass niemand unter die Räder kommt, aber es ist für unser Empfinden lebensgefährlich. Die Vietnamesen sind aber auch schmerzfrei - für ein schönes Foto auf die Silhouette der Stadt bleibt man auf einer vielbefahrenen Brücke einfach stehen und macht eben die Fotos.






Cu Chi
Heute haben wir noch kurzfristig einen Ausflug zu den Tunneln von Cu Chi gebucht. Wir haben uns vorsichtshalber gestern schon mal ausgiebig im Reiseführer gelesen - ich habe ihn ja schließlich mitgeschleppt…😉
Unser Reiseleiter ist ja ein wenig schlecht zu verstehen und da ist man besser vorbereitet! Nach ca. 90 Minuten waren wir am Ziel, genau wie gefühlt weitere 50 Reisebusse, aber in dem Gelände haben sich die Massen schnell verteilt und man konnte die einzelnen Stationen gut besichtigen. Unter Cu Chi ist ein Tunnelsystem von insgesamt ca. 250 km in 3 Ebenen angelegt. Zunächst 1946 als Versteck für Menschen und Besitztümer, später dann als quasi unterirdisches Tunnelsystem für die Guerillakämpfer im Vietnamkrieg. Die Eingänge lagen teilweise unter Wasser, es gab eine unendliche Anzahl von Gängen, Wohnhöhlen, Küche, Schule, Krankenstation - eine Stadt unter der Erde. Die Amerikaner haben sogar eine Stellung darüber gebaut ohne zu wissen, was unter ihnen ist. Es lohnt sich wirklich, darüber einmal nachzulesen, denn man kann sich nicht vorstellen, welche Grausamkeiten dieser Vietnamkrieg mit sich brachte. Andererseits ist es beeindruckend, mit welch einfachen Mitteln sich die Viet Cong zur Wehr setzen.








Befremdlich fanden wir jedoch, dass man in diesem Gelände auch mit scharfen Waffen gegen Geld selbst schießen kann - einerseits, dass es überhaupt angeboten wird und andererseits dass man es angesichts dieser Anlage überhaupt macht. Oder um es mit Erich Maria Remarque zu sagen: „Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind,
besonders die, die nicht
hinmüssen.“ Insbesondere die amerikanischen Touristen stehen Schlange…








Im Anschluss durfte das obligatorische Mittagessen nicht fehlen und dann ging’s zurück zum Hotel. Mit Einbruch der Dunkelheit haben wir uns zum höchsten Gebäude von Saigon aufgemacht, nur ca. 1 km von hier entfernt. Der Ausblick von der 47.Etage über die Stadt ist grandios und ein echter Kontrastprogramm zu Cu chi.






